BRAZIL …

Selbstbildnis Frida Kahlo (1940)
Selbstbildnis Frida Kahlo (1940)

Eine sinnvolle FS3 Sendung zu Brasilien zu verfassen ist geradezu so, als wollte ein Blinder ein Landschaftsportrait malen. Wieso? Ich habe kaum Bezug zu Südamerika. Es war für mich immer, wie ein äußerst bunter Fleck in meiner Wahrnehmung, ohne Konturen. Es ist der einzige Kontinent, mit dem die analytischen Seite meines Fern-Sehers nichts anfangen kann, den ich noch nie besucht habe. Wenn, dann als beinahe unbeschreibliche Mischung von Farben, Gerüchen, mystischen Geräuschen, Musik und Impressionen, die ich aus Erzählungen, Büchern und Filmen zugetragen bekam. Ich könnte diesen Kontinent als Melange von Gefühlen interpretieren – untermalt von äußerst melodischen Kizomba-, Samba- und Tangorhytmen, sowie als Ausgedinge ewiggestriger Flucht vor allem, was Europa einst ausmachte, bloß um es als verzerrtes Spiegelbild wiederzufinden.

Südamerika ist für mich wie ein Schatten der europäischen Inquisition, den das Licht der Aufklärung an eine Höhlenwand aus Dschungeldickicht wirft, übermalt von surrealen Neonfarben, die „Made in USA“ hergestellt wurden. In der Ferne hört man Trommeln, die von Gitarrenstakkatos begleitet und von fernem Geknatter vereinzelter Gewehrschüsse untermalt werden.

Ich spiele selbst Lieder von Antônio Carlos Jobim und Tanze gerne Tango, wie mich auch die Bilder des Mannweibs Frida Kahlo auf eine potjemkinsche Art und Weise faszinieren. Sie hatte ein Verhältnis mit Leo Trotzki und bewunderte Stalin.

Womit wir schon bei der aktuellen Politik und den gerade geschlagenen Wahlen in Brasilien wären!

‚Lasst uns Brasilien ukrainisieren‘ war ein gängiges Motto der Bolsonaro-Anhänger. An der Macht, nahmen sich Bolsonaro und seine Anhänger als überzeugte Antikommunisten ausgerechnet die Ukraine zum Vorbild. Oft hörte man von ihrer Absicht, die ukrainischen antikommunistischen Gesetze nachzuahmen.

Erschien Bolsonaros seltsamer Aufstieg zur Macht nicht verdächtig, und wies er von Anfang an nicht auf die amerikanische Hand hin? Wie die ungewöhnliche Wendung der Proteste im Jahr 2013? Inoffizielle Quellen behaupten, Putin selbst habe die brasilianischen Behörden gewarnt, dass diese Aktivitäten wie das Werk amerikanischer Geheimdienste aussahen.

Es begann eine informelle Zusammenarbeit zwischen den beiden Regimen in Kiew und Brasilia. Einige militante brasilianische Hardliner brachten die Flaggen des Rechten Sektors zu den Protesten mit und stellten diese als Freiheitskämpfer dar. „Lasst uns Brasilien ukrainisieren“! Einmal sprach die ukrainische Botschafterin selbst auf einer Kundgebung ausdrücklich zugunsten Bolsonaros. Dessen damaliger Justizminister forderte, Brasilien solle das ukrainische Justizsystem nachahmen und ausländische „Experten“ zur „Korruptionsbekämpfung“ einsetzen.

Es überrascht uns demnach auch nicht, dass die Bauchsprechpuppe Zelensky dereinst verkündete, Bolsonaro sei neben Macron sein Vorbild.

Nun wird es geradezu „brasilianisch durchsichtig“! Diese Wahlen – wie immer sie manipuliert oder getürkt waren – zeigen uns wunderschön auf, wohin die Reise angeblicher ‚Widersacher‘ in der Weltpolitik gehen soll – und wieso es Schwachsinn ist, die angebotene „Rinks-Lechts“-Ideologie für unsere Meinungsbildung heranzuziehen. Es ist alles nur ein Geschäft:

Bolsonaro wird offenbar durch jener InterNazis unterstützt, die den Maidan erschufen, als er auch das Wohlwollen ihrer inneramerikanischen Gegner um den letzten Präsi der USA, Donald Trump, genießt! Globalpolitisch muss Washington ja versuchen, den Aufstieg der BRICS-Staaten zu sabotieren. Luiz Inácio Lula da Silva wird als „Linker“ propagiert, ist aber Gründungsmitglied beim BRICS(!) – und liegt GENAUSO im Bett mit den üblichen InterNazis: So hatte Lula etwa mehrfach versprochen, sich für eine „internationale Verwaltung“ des Amazonas Regenwaldes einzusetzen, und bestätigte dies 2021 sogar persönlich gegenüber Olaf Scholz. Das erklärt, warum die Soros-finanzierte NGO Amazon Watch nach seinem Sieg auf Twitter veröffentlichte:

„Wir sind ermutigt, dass Bolsonaro, der die kolossale Zerstörung des Amazonasgebiets und die Politik, die die Verteidiger der Erde bedroht, überwacht hat, sich heute nicht durchgesetzt hat. Wir stehen an der Seite von Brasiliens indigener Bewegung, jetzt und in den kommenden Jahren. Der Kampf für den Regenwald und seine Völker geht weiter.“

https://twitter.com/amazonwatch/status/1586891561358356480

Lula da Silva hat also die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in Brasilien gewonnen. Er wird sein Amt im Jänner 2023 antreten und er verspricht, das Erbe von Jair Bolsonaro zu „beenden“, das durch eine schlechte Wirtschaftspolitik und eine instabile Diplomatie gekennzeichnet ist. Von Lula erhoffen sich viele Verbesserungen. Analysten hoffen, dass er dem Land soziale Verbesserungen bringen und mit den BRICS-Partnern zusammenarbeiten wird. Es gibt jedoch auch diejenigen, die die Situation kritischer sehen und viele Unterschiede zwischen dem jetzigen Lula und dem der vorherigen Amtszeiten feststellen.

Die Mehrheit der brasilianischen Bevölkerung ist konservativ. Die Institutionen, denen die Bevölkerung historisch gesehen am meisten vertraut, sind die katholische Kirche und die brasilianische Armee, also Gruppen, die mit eher reaktionären politischen Positionen verbunden sind. Es handelt sich um ein Volk, das an eine lange Geschichte materieller Entbehrungen und sozialer Probleme gewöhnt wurde, das aber aus kulturellen und religiösen Gründen Politikern mit einem konservativen Diskurs den Vorzug vor Politikern gibt, die sich an den Ideen der westlichen „neuen Linken“ orientieren. Es ist kein Zufall, dass Lula, obwohl er von den radikalsten linken Gruppen unterstützt wurde, seine Diktion während des Wahlkampfs stark veränderte und sich sogar gegen Themen wie Abtreibung und „Gender-Ideologie“ aussprach, was ihm zweifellos zum Sieg verhalf.

Es ist alles nur ein Geschäft!

Die nunmehrige Niederlage im Präsidentschaftswahlkampf bedeutet auch keinesfalls den „politischen Tod“ für Bolsonaro. Die Analyse des Wahlergebnisses zeigt, dass der Bolsonaro-Block eine bequeme Mehrheit im Kongress erlangt hat. In den meisten Bundesstaaten wurden konservative Senatoren und Abgeordnete gewählt, was Lulas parlamentarische Situation für die nächsten vier Jahre sehr heikel macht. Sein Sieg bedeutete also nicht, dass er die volle Unterstützung im Kongress hat, und es wird vorhergesagt, dass seine Regierung große Schwierigkeiten haben wird, Gesetze zu verabschieden, die den Interessen der mit Bolsonaro verbundenen Gruppen widersprechen.

Es wird also Geschäfte im Geschäft geben!

Das große außenpolitische Dilemma für den designierten Präsidenten wird darin bestehen, die Interessen seiner historischen Verbündeten (BRICS und Schwellenländer) mit denen seiner neuen „Freunde“ (US- und EU-Politiker, globale NGOs) in Einklang zu bringen. Aus diesen Gründen ist es verfrüht zu glauben, dass die Rückkehr Lulas eine Art „Sieg für die multipolare Welt“ darstellt, genauso wenig, wie mit ihm die üblichen Globalisten obsiegt haben. Es ist unwahrscheinlich, dass sich an der gegenwärtigen Situation Brasiliens – sowohl innenpolitisch als auch in den internationalen Beziehungen – etwas Wesentliches ändern wird.

Was wir erkennen sollten ist, dass wir es auch in Brasilien mit EINEM VOGEL zu tun haben, der vor unseren Augen mit zwei Flügeln flattert, die angeblich in entgegengesetzte Richtungen zeigen. Interessiert dies den Vogel? Nein – er fliegt…

FS3

Hat Tipp an Lucas Leiroz, Forscher in Sozialwissenschaften an der Bundesuniversität von Rio de Janeiro; geopolitischer Berater; für seinen profunden Input in meine linke Schaltkreis-Hemisphäre…

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